Dokumentation von "Ab in die Mitte! Die Innenstadt-Offensive Hessen 2015" in Schwalmstadt
Wie andere Mittelzentren auch muss sich die Stadt Schwalmstadt mit typischen Problemen von Mittelzentren mit vergleichbaren Dimensionen im ländlichen Raum auseinander setzen. Der Einzelhandel in Schwalmstadt unterliegt einer deutlichen Dynamik. Ursachen dieser Dynamik bei Einzelhandelsansiedlungen, -verlagerungen und Betriebsaufgaben sind einerseits strukturelle Defizite der Angebots- wie auch der Nachfrageseite, andererseits der bundesweit wirksame Strukturwandel im Einzelhandel mit den unvermindert zu beobachtenden Konzentrationsprozessen auf Unternehmerseite, der Entwicklung neuer Betriebstypen und den stetig veränderten Standortanforderungen.
Auch das rasante Umsatzwachstum des Internet- und Versandhandels, der nennenswerte Kaufkraft auch aus Schwalmstadt bindet, verschärft die Situation. Die Folgen für die Stadt spiegeln sich in Schließungen, Gebäudeleerständen und dem damit verbundenen Verfall historischer und stadtbildprägender Bausubstanz in der Innenstadt sowie im Wegzug von jungen Menschen wider.
Die Stadt Schwalmstadt ist seit der Gebietsreform in den 70ern mit einigen ungewöhnlichen Merkmalen ausgestattet, die sich stark auf das städtische Leben und die Selbstwahrnehmung der Schwalmstädter Bürgerinnen und Bürger auswirken. Ein großes Regenrückhaltebecken, das einerseits eine wichtige Bedeutung für den Hochwasserschutz hat, andererseits aber für eine nicht zu übersehende Barrierewirkung sorgt, trennt die beiden größten Stadtteile der Stadt voneinander.
Wie können nun eigenständige Stadtcharaktere im Innenverhältnis zusammengeführt werden, wenn städtebauliche Maßnahmen weitestgehend ausscheiden und die Zusammenlegung auf Verwaltungsebene nicht die Kraft hat, über bürokratische Abläufe hinaus die Verbindung zu stärken? Aus dieser zentralen Fragestellung heraus entstanden die Projektideen für die Bewerbung bei „Ab in die Mitte! Die Innenstadt-Offensive Hessen“ mit dem Titel „Schwalmstadt – Alles wird G.u.T!“.
Das Leitziel der Projekte lautete, eine partnerschaftliche Beziehung zwischen allen Stadtteilen herzustellen, wobei Treysa und Ziegenhain ihre historischen Eigenheiten bewahren und unterstreichen können. Die geplanten Maßnahmen zielten darauf ab, den Zusammenhalt sowie den kommunikativen Austausch der am Stadtmarketing-Prozess beteiligten Akteure zu fördern, sodass im Ergebnis auf Basis eines gestärkten Gemeinschaftsgefühls die neue Ebene „Schwalmstadt“ entsteht.
Der Grundstein hierfür wurde bereits zu Beginn des Jahres 2014 mit der Gründung des Gewerbe- und Tourismusvereins Schwalmstadt (kurz: G.u.T.) gelegt, der primär alle Aktivitäten in Schwalmstadt und der Region unter einem Dach bündeln und so entstehende Synergien nutzen soll. Zunächst wurde eine neue und starke Marke mit einem rundum überarbeiteten Designkonzept für Kommunikationsmaßnahmen entwickelt. Flankiert durch aktuelle Informationsmedien in den Bereichen Print-, Online- und Außenwerbung zur einheitlichen Vermarktung der Stadt in den Bereichen Gewerbe- und Tourismus. Am 30. Juni sind die bisher getrennt agierenden Gewerbevereine miteinander verschmolzen, womit man gleichzeitig die Voraussetzungen geschaffen hat, die Schwalm-Touristik im zweiten Schritt zu integrieren. Als Resultat wird künftig nur noch eine Organisation für das gemeinsame Stadtmarketing in Schwalmstadt agieren.
Zur Erhöhung der Glaubwürdigkeit sämtlicher „Ab in die Mitte!“ Projekte wurden Bürgerinnen und Bürger gesucht, die sich öffentlich als „Schwalmstädter“ bekennen und als Fürsprecher für ein gemeinsames Schwalmstadt einsetzen. Im Rahmen der Imagekampagne hatte jeder Teilnehmer die Möglichkeit, sein persönliches Statement abzugeben, weshalb er Schwalmstadt „G.u.T.“ findet. Die Ergebnisse der Fotoshootings mit seinen vielseitigen Kommentaren wurden auf dem neuen Internetauftritt unter www.stadtmarketing-schwalmstadt.de, in sozialen Medien sowie auf den Ortseingangstafeln der Stadt Schwalmstadt veröffentlicht.
Unter dem Titel „G.u.T.achter“ wurde ein onlinebasiertes Forum zur Bürgerbeteiligung umgesetzt. Bürgerinnen und Bürger haben eigene Visionen, wie sich die Stadt künftig entwickeln soll. Das Forum fungiert als öffentliche Plattform, diese Vorstellungen zu sammeln und weiterzuentwickeln. Durch themenbezogene Blogs ist es dem Stadtmarketing nun möglich, mit den Ideen und Anregungen strukturiert zu arbeiten.
Der Online-Handel stellt viele Geschäfte vor große Herausforderungen – Kaufkraft geht verloren. Jeder Bürger entscheidet mithilfe seiner Einkäufe über die Attraktivität und Angebotsvielfalt seiner Stadt. Um die Kaufkraft zu binden, ist der Schwalmstädter Geschenk-G.u.T.schein entstanden, der in jedem angeschlossenen Geschäft des Stadtmarketings erhältlich und einlösbar ist. Mit dem G.u.T.schein existiert ein flexibles Zahlungsmittel, mit dem aktiv Einfluss auf das Wohlergehen und die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt genommen werden kann. Sobald mit dem G.u.T.schein gezahlt wird, wirkt das Geld weiter im regionalen Bereich und der Ertrag bleibt am Ort.
In Kooperation mit „Buongiorno Italia“ hat in der Zeit vom 1. bis 4. Juli eine italienische Woche unter dem Titel „Treysa wird zur Piazza!“ stattgefunden. Der italienische Spezialitätenmarkt bot Feinschmeckern eine Vielzahl von sizilianischen Süßigkeiten, frischen und gereiften Käse sowie Brot, Pasta, Fleischspezialitäten, Öle, Vorspeisen, Weine und Liköre. Parallel wurde auf den Wochenmarkt besonders aufmerksam gemacht. Glanzvolle Illuminationen in Verbindung mit verschiedensten Lichtgestalten luden Besucher darüber hinaus zum Moonlight-Shopping am 3. Juli mit einer spannenden Performance aus Musik, Licht und Bewegung ein. Abgerundet durch eine Kinonacht unter freiem Himmel am 4. Juli mit dem Film „Honig im Kopf“ von Til Schweiger, der u. a. auch in Venedig spielt. Ein geändertes Konsumverhalten führt zunehmend zu der Diskrepanz zwischen „Wo das Einkaufen am schönsten ist“ und „Wo der Kunde tatsächlich sein Geld ausgibt“. Mithilfe der aufgeführten Aktionen sollte diesem Sachverhalt entgegengewirkt werden, schließlich stärken attraktive Veranstaltungen und Märkte die Aufenthaltsqualität und generieren Kopplungskäufe.
Um die Stadtteile Ziegenhain und Treysa miteinander zu verknüpfen, werden regelmäßig offene und themenbezogene Stadtführungen angeboten und nun auch gemeinsam unten dem Dach des Stadtmarketings aktiv kommuniziert. Teilnehmer werden zu Gebäuden, Straßen und versteckten Winkeln geführt, um hier von der historischen Entwicklung dieser Orte zu erfahren.
„Ab in die Mitte! Die Innenstadt-Offensive Hessen“ hat insbesondere die Herausbildung eines individuellen, unverwechselbaren Stadtmarketing-Profils in Schwalmstadt ermöglicht und somit die Weichen für den weiteren positiven Entwicklungsprozess zur Vermarktung der Stadt gestellt.